Leberboard / Lebertumore
Die Diagnostik und Therapie der Lebertumore ist komplex und erfordert Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen.
Lebertumore
Die Inzidenz der lebereigenen Tumore – hepatozelluläres Karzinom (HCC) und Cholangiokarzinom (CCC) – hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Sie stellen inzwischen weltweit die fünfthäufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache dar. Die Diagnostik und Therapie der Lebertumore ist komplex und erfordert Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen. Um der wachsenden Bedeutung des HCC gerecht zu werden und die Abläufe bei der Behandlung zu optimieren, wurde am Klinikum rechts der Isar die interdisziplinäre Sprechstunde für Lebertumore eingerichtet. Diese Sprechstunde ist die zentrale Anlaufstelle für alle Patienten mit Lebertumoren. Von hier aus wird die gesamte Therapie durch ein Team von immer gleichen ärztlichen Ansprechpartnern koordiniert. Hier arbeiten Spezialisten aus der Gastroenterologie, der Viszeral- und Transplantationschirurgie, Nuklearmedizin, diagnostischen und interventionellen Radiologie und Medizinischen Onkologie und Radioonkologie eng zusammen.
Interdisziplinäres Lebertumorboard
Einmal wöchentlich (mittwochs) werden die aktuellen Fälle interdisziplinär im Rahmen eines hepatobiliären Tumorboards besprochen. Interne Leitlinien (Standard Operating Procedures) werden regelmäßig aktualisiert und dienen als Grundlage für die interdisziplinäre Besprechung der Patientenfälle.
Breites therapeutisches Spektrum
Am Standort Klinikum rechts der Isar stehen alle etablierten und auch neuartige Verfahren zur Therapie des Lebertumors zur Verfügung. Die Abteilung für Radiologie bietet verschiedene Optionen zur lokalen Therapie von Lebertumoren (Radiofrequenzablation (RFA), transarterielle Chemoembolisation (TACE), Mikrowellenablation) an. Auch nuklearmedizinische Therapieverfahren, wie die selektive interne Radiotherapie (SIRT), stehen zur Verfügung. Die SIRT beruht auf dem Einbringen kleiner radioaktiver Kügelchen (Produktname: SIR-Spheres®) in das Tumorgewebe der Leber. Die Behandlung stellt eine vielversprechende Option für Patienten dar, deren Lebertumoren nicht mit anderen lokalen Verfahren (wie z.B. einer Operation, RFA oder TACE) behandelbar sind und für die eine Chemotherapie nicht in Frage kommt.
Für Patienten, die auf eine lokoregionäre Therapie nicht ansprechen, steht die Expertise der gastroenterologischen Onkologen zur medikamentösen Therapie bereit.
Außerhalb der Standardtherapie besteht zusätzlich die Möglichkeit zur Teilnahme an neuartigen Therapiestudien. Beim unifokalen HCC kommt die Kombination aus thermo-sensitiven Doxorubicin (ThermoDox®) mit einer etablierten Standardtherapie (RFA) zusammen zur Anwendung. In der Studie wird getestet, ob durch diese Therapie die Rezidivrate gesenkt werden kann (Celsion/OPTIMA). In einer weiteren Studie wird eine neuartige onkolytische Immuntherapie (Pexa-Vec) in Kombination mit der Standardtherapie Sorafenib getestet (Phocus). Die Möglichkeit einer Studienteilnahme spielt insbesondere für das fortgeschrittene HCC mit Gefäßinvasion oder Metastasierung eine Rolle. Bei Versagen oder Unverträglichkeit der Standardtherapie gibt es aktuell in diesem Stadium keine weiteren etablierten Therapieoptionen. Für Patienten mit fortgeschrittenem HCC nach Sorafenib-Therapie bietet unsere Ambulanz hier aktuell die Teilnahme an drei verschieden Studien an (CELESTIAL XL184-309, REACH-II, ReLive).